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Barock, Louis XIV



    Italien, das Land, in dem sich die Renaissance zur höchsten Blüte entfaltete, wurde auch zur Geburtsstätte des Barock. In ganz natürlichem Werdegang beobachten wir in der Barockzeit wieder wie bereits in den vorangegangenen Stilen die drei Stufen der Entwicklung, der Blütezeit und der Übertreibung.
   

In Italien war es zuerst Michelangelo, der Meister der italienischen Renaissance, dessen genialer und unbändiger Geist bei seinen Schöpfungen fremdartige Formen ins Leben rief. Solche Übertreibungen des unsterblichen Meisters konnten natürlich auch auf seine Schüler nicht ohne Einfluß bleiben, gerade sie wurden vielmehr von ihnen als Neuerungen aufgenommen und weitergetragen.
   

An die Stelle der klassischen Ruhe der Renaissance trat der Zug ins Lebhafte und Bewegte, der zunächst im Ornamentwerk und in der Linienführung der Gesimse, später dann in der Wölbung der Flächen in die Erscheinung tritt.
In erster Linie ließ die durch die Gegenreformation aufs neue entfaltete päpstliche Macht in der kirchlichen Baukunst das italienische Barock entstehen. Ferner stellte auch das weltliche Fürstentum die Kunst in ihren Dienst, um durch Entfaltung großen Prunkes seinen Einfluß zum Ausdruck zu bringen.



    An den Fassaden der Kirchen traten Gliederungen mit Säulen und Pilastern auf, Fenster und Nischen wurden in verschiedenartigster Weise durchgebildet. Weit ausladende, stark unterschnittene Profilierungen mit vielfachen Verkröpfungen wurden zur Steigerung der Wirkung verwendet.
    Die Schweifung, die anfänglich wohl nur die gerade Linie verdrängt hatte, wagte sich später an die großen Wandflächen der Fassaden.
   

Im Innern der Kirchen häufte sich namentlich an den Altären der Schmuck an Architektur, Plastik und Malerei in allen erdenklichen Materialien in aufdringlicher Pracht oft bis zur Wirkung theatralischen Aufputzes.


Im Innern der Palastbauten kehrt an den Wänden die Gliederung durch Pilaster wieder, Türen, Fenster, Gemälde usw. werden durch reichgegliedertes Leistenwerk umrahmt, dessen Profilierungen mit Blatt-, Tier- und Perlstäben in verschwenderischer Weise ausgestattet sind.
 

 

 

Avant-Scene vom Theater zu Versailles.
(Aus Dr.-Ing. Hartmann, »Die Baukunst«, Verlag Karl Scholtze, Leipzig.)

 

 Boudoir von Marie-Antoinette, Gemahlin Louis XVI., Fontainebleau

    In diesen Zeiten der italienischen Hochrenaissance wanderten nun viele fremde Architekten, Bildhauer und Maler nach Italien, um dort die Antike zu studieren, und es ist deshalb begreiflich, daß nach ihrer Rückkehr in die Heimat sich, wenn auch nur indirekt, an ihren Schöpfungen italienischer Einfluß geltend machte. So wurde das Barock ein Stil von internationaler Bedeutung, dem ausgesprochene Unterscheidungsmerkmale, wie sie sich z.B. in der Renaissance in den verschiedenen Ländern herausgebildet hatten, fehlten, vor allem hatte auch das benachbarte und unter Louis XIII. bereits erstarkte Frankreich italienische Künstler ins Land gerufen und begann auch in dieser Beziehung eine führende Nation in Europa zu werden.




 

 Stuhl Louis XVI.
(Musée des Arts décoratifs.)

 

 

 

 

 

 

 

 



 Fauteuil Louis XVI.

 

 

 

 

 

Die französischen Künstler studierten zwar die äußerliche, immerhin etwas kalte Pracht der italienischen Paläste, verarbeiteten sie aber in selbständiger Weise und übertrugen sie mehr auf ihre Wohnräume. Paris und sein Gesellschaftsleben entwickelte sich in ungeahnter Schnelle, letzteres spielte sich nicht wie im südlichen Italien in den Hallen und Gärten der Straße ab, sondern in dem Salon der damals alles beherrschenden Frau.
    Als dann Louis XIV. zur Regierung gelangte, waren zwar große Bauten bereits vorhanden oder im Entstehen begriffen, doch ihm blieb es vorbehalten, einige der großartigsten unter ihnen, den Louvre in Paris  und das Schloß in Versailles, ihrer Vollendung entgegenzuführen.
    Die Machtstellung, zu der sich Frankreich unter seiner Regierung emporgeschwungen hatte, fand in ihm seine Verkörperung, und keine Mittel wurden gescheut, diese für unbesiegbar gehaltene Stärke auch äußerlich zum Ausdruck zu bringen. Für ihn und für seine Hofkreise galt es als die höchste Ehre, möglichst viel Geld zur Förderung von Kunst und Kunsthandwerk auszugeben.
    So machte er z.B. das bis dahin in bescheidenen Verhältnissen existierende Teppichgeschäft der vormaligen Färber Gebrüder Gobelin zur Kgl. Staatsmanufaktur, aus deren Ateliers im Laufe der Zeit jene  prächtigen, mit »Gobelins« bezeichneten Webereien hervorgegangen sind. Des weiteren fällt in die Regierungszeit Louis XIV. die Tätigkeit eines der hervorragendsten Fachmänner auf dem Gebiet der Möbeldekoration, seines Hofebenisten A.C. Boule. Künstler und Handwerker zugleich, hat dieser Mann die für den Schmuck der Möbel bestimmten prächtigen Einlagen aus verschiedenfarbigen Hölzern, Metallen, Schildkrot, Perlmutter usw. geschaffen. Der in Abb. 84 dargestellte Schrank kann natürlich nur als schwacher Abglanz der Wirklichkeit betrachtet werden, weil eine Wiedergabe der Farben nicht möglich ist.



 

 

 

 

Konsoltisch aus der Zeit Louis XVI., nach Lalonde.
 

 

 

 

 

 

 

 

 

    In jeder vornehmen Inneneinrichtung aus der Zeit Louis XIV. erkennen wir den Ausdruck der Repräsentation und des pomphaften Gepräges. Das Holzwerk wurde entweder ganz oder teilweise vergoldet, oder erhielt vergoldete Metallauflagen. Für die Möbelbezüge und Wandbespannungen kamen kostbare Seidenstoffe oder Gobelins mit oft lebhaft wirkenden Farbenzusammenstellungen in Betracht. Der Sitz der in der Rücklehne sehr hohen Stühle und Fauteuils wurde niedriger, der mit Teppichen belegte Boden gestattete ein bequemes Aufstellen der Füße.


 

 

 

 

 

 

Tisch mit Bronzen. Louis XVI

 

 

 

 

 

 

 

Die Taburetts mit den gekreuzten vierkantigen, meist reich geschnitzten Füßen spielten als Ehrensitze am französischen Hofe eine große Rolle, immer sind sie natürlich mit Polster versehen. Überhaupt greift die Polsterung immer mehr um sich; waren früher hauptsächlich nur die Sitze gepolstert, so ist dies jetzt auch meist bei den Rück- und Armlehnen der Fall.
   

Zum Hauptstück der ganzen Wohnungseinrichtung damaliger Zeit wird das Bett. Bekannt ist in dieser Beziehung das Schlafzimmer Louis XIV., bildet es doch gewissermaßen den Mittelpunkt des ganzen Versailler Schlosses und hat in fürstlichen Kreisen viele Nachahmungen gefunden. Die Abb. 86 mag ein Bild von der Pracht und dem Reichtum geben, mit dem dieser Raum ausgestattet ist. Wenn auch ein derartiger Luxus für weitere Kreise selbstverständlich ausgeschlossen blieb, zeigt sich doch die allgemeine Bedeutung des Schlafzimmers als wichtigster Raum an den Abbildungen von Innenräumen aus jener Zeit, bei denen fast nirgends die Darstellung der Bettstelle fehlt. Auch zahlreiche Entwürfe für dieses Möbel seitens namhafter Künstler sind uns aus damaliger Zeit erhalten geblieben (Abb. 89). Wie aus diesen Bildern hervorgeht, stand das Bett mit drei seiner Seiten frei im Zimmer, mit dem Kopfhaupt dagegen an die Wand angelehnt.



Die Träger des Baldachins, in der Renaissance aus sichtbarem Holz bestehend und ziemlich kräftig gehalten, werden schließlich nur als zeltartiges Gestell behandelt, das mit Stoff bezogen wird. Die obere Endigung der Träger bestand entweder aus einem verzierten Endstück oder einem Federbusch.
    Auf diese Weise gelangt das Bett immer mehr in das Arbeitsgebiet des zur Zeit Louis XIV. erstmals auftretenden eigentlichen Dekorateurs, dieser behauptet das einmal eroberte Feld und schafft, wie aus den zahlreich erhaltenen Kupferstichen hervorgeht, mit Festongehängen, Lambrequins, Applikationen usw. zahlreiche Variationen.

An neu hinzugetretenem Mobiliar sind in erster Linie die reichverzierten Prunk- und Kabinettschränke zu nennen. Sehr beliebt wurden auch die an die Wand angebauten Konsoltische, sie fanden meistens ihren Platz unter den mit Spiegelglas bedeckten Wandfeldern und dürften so die Vorläufer unserer heutigen »Trumeaux« geworden sein.

Das Ornament in der Barockzeit ist noch immer streng symmetrisch angeordnet, das Rankenwerk der Antike und Renaissance wurde zwar vielfach noch beibehalten, im Detail aber freier und immer leichter und zierlicher gestaltet.

 

Sekretär mit Bronzen, Louis XVI

 

    In der Blütezeit des Barock, unter der Regierung Louis XIV. (1643–1715), wird, was die ornamentale Dekoration anlangt, noch mit kräftigen Mitteln gearbeitet. Die stark ausladenden Gesimse werden durch entsprechende Konsolen oder Karyatiden getragen, massige Blumen- oder Früchtengirlanden schwingen sich von Volute zu Volute oder umrahmen runde und ovale Medaillons. Später verschwindet aber im Innenraum die Plastik an den Ausladungen, alles wird flacher, leichter und zierlicher behandelt. Als Träger der Tischplatte tauchen phantastisch verschlungenes Drachengewürm, Delphine usw. auf, als Mittelstück ornamentaler Partien erscheint öfters ein weiblicher Kopf mit einem stoffartig behandelten Festongehäng am Halse und einem palmetten- oder muschelartigen Abschluß über dem Kopfe.
    In Deutschland ist das Barock eigentlich kein einheitlicher Nationalstil geworden, trotzdem er dort eine verhältnismäßig große Verbreitung gefunden hatte. Hier machen sich nach dem Dreißigjährigen Krieg ganz deutlich sowohl französische als auch italienische Einflüsse bemerkbar. Der Hauptsache nach ist das italienische Barock in Deutschland mehr Baustil geworden und hat namentlich an Kirchen der katholischen Religion vielfach Anwendung gefunden.  An Stelle der gediegenen Renaissance traten die oft protzigen, mehr auf malerische Wirkung berechneten Übertreibungen des Barock.
    Der Protestantismus bevorzugte im allgemeinen mehr jene andere, dem Klassizismus zuneigende Auffassung französisch-niederländischer Kunst. Diese Wandlungen in der Ausdrucksweise künstlerischen Schaffens mußten sich natürlich auch am Mobiliar zeigen. Seinem ganzen Wesen nach ist das deutsche Barock im Innenraum in seinen Formen schwerer und massiger als das französische. Am wichtigsten aller Möbel, dem Schrank, werden in Anlehnung an die Architektur mächtige, oft verkröpfte Gesimse durch kräftig gewundene Säulen oder Pilaster getragen. Die Füllungen treten sehr stark hervor und werden von reich verkröpften Kehlstäben eingerahmt. Diesen plastischen Wirkungen genügten dann auch die Intarsien nicht mehr, zunächst traten am Anfang des 17. Jahrhunderts die nichts weniger als schönen knorpelartigen Gebilde, des sog. Ohrmuschelstils, an ihre Stelle. Glücklicherweise wurden diese allmählich durch derb geschnittenes Rankenwerk, sowie durch Blatt- und Fruchtgehänge verdrängt.
    In Süddeutschland blieb die aus der Renaissancezeit herübergenommene Zweiteilung der Schränke immer noch beibehalten, in Norddeutschland dagegen wird aus diesen scheinbar aufeinandergestellten Truhen aus praktischen Gründen der einteilige Schrank mit einer oder zwei durchgehenden Türen. Namentlich in Danzig, wo das Schreinerhandwerk in damaliger Zeit in hoher Blüte stand, sehen wir eine große Anzahl derartiger Schränke entstehen, ein Umstand, der dazu geführt hat, daß den Stücken dortiger Herkunft der Ausdruck »Danziger Barock« beigelegt worden ist. Einen sehr schönen Schrank aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, steht im Stadtmuseum in Danzig.

Schlafzimmer Napoleons I. in Fontainebleau

Die Formen der Sitzmöbel lehnen sich zum Teil an diejenigen der Renaissance an , teilweise werden sie auch direkt aus Frankreich übernommen. So wird z.B. die Grundform des aus dem Faltstuhl hervorgegangenen Fauteuils beibehalten, die Schnitzereien aber der neuen Richtung angepaßt.
    Vielfältige Nachahmungen findet auch das französische Modell; Füße und Armlehnstützen bestehen meist aus gewundenen Säulen. Die Stegverbindungen der Füße und die Aufsätze auf den Rücklehnen erhalten Schnitzereien aus reichem Rankenwerk mit Blumen, Früchten und nicht selten auch Tieren. Sitz, Rücken und Armlehnen sind gepolstert und oft mit einem Beschlag durch Ziernägel geschmückt.
    Was die Tische anlangt, führen sich in den Prunkräumen immer mehr die Konsoltische mit reich geschnitzten Füßen ein, die Tische bürgerlicher Wohnräume sind mit reich gedrehten oder gewundenen Füßen ausgestattet. Neben der Bildhauerei sind es namentlich die Erzeugnisse der Dreherei, die eine mannigfaltige Verwendung am Mobiliar gefunden haben.
    An den Bettgestellen ändert sich hauptsächlich der ornamentale Schmuck des aus der Renaissance übernommenen Aufbaues ). Am Betthimmel macht sich immer mehr der Einfluß des Dekorateurs bemerkbar, das sichtbare Holzwerk bleibt auf die gedrehten oder gewundenen Träger beschränkt, selbst diese müssen sogar oft den ganz mit Stoff bezogenen Stützen weichen. Auch an den Fenstern zeigt sich die Kunst des Dekorateurs, die Butzenscheiben behaupten zwar hartnäckig das Feld, doch wird trotzdem allmählich der Stoff zur Dekoration der Fenster herbeigezogen.
    Die neuere Zeit hat immer wieder zu den Formen des Barockstils zurückgegriffen, mit Vorliebe dort, wo es sich darum gehandelt hat, reiche prunkende Innenräume zu schaffen; unsere Abb. 98 zeigt einen Raum dieser Art. Als Material für das Holzwerk derartiger Räume kam hauptsächlich Nußbaum in Betracht, Eichenholz ist weniger geeignet. Für die Bezüge der Sitzmöbel wurden schwere Seidenstoffe oder Gobelins gewählt, für die Dekorationen eigneten sich am besten Plüsche in satten, kräftigen Farben. An den Fensterdekorationen wurde das glatte Lambrequin dem Faltenwurf vorgezogen, zu seiner Belebung erhielt es Konturen und Applikationen, die den Linienzügen des Barock entsprechen.




 





















 

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